Personalisierte Gesundheitsvorsorge konzentriert sich auf Faktoren, die die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden unterstützen, anstatt auf Faktoren, die Krankheiten verursachen. Mit der Integration genetischer und epigenetischer Konzepte in die individuelle, personalisierte Gesundheitsvorsorge kann im medizinischen Bereich Bezug auf die individuelle Variabilität von Gene, Umwelt und Lebensstil wie Ernährung genommen werden.
Precision Medicine
Wie Sie die Risiken von COVID-19 als Chance nutzen können
Das CORONA PREVENT Programm
Genau dafür hat das Experten-Team des Instituts für ChronoPsychologie und ChronoMedizin an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien das Programm CORONA PREVENT entwickelt, das zeigt, wie Sie jetzt Körper, Geist und Familie gegen auftretende Viren in einer sich verändernden Umwelt stärken können.
Dieses Programm führt Sie durch die Fragestellungen:
- Wie kann ich meine eigene Risikosituation erkennen?
- Welche Maßnahmen sind für mich sinnvoll?
- Was muss ich tun um auch in Zukunft gesund zu bleiben?
Mit diesem Programm wollen wir Sie und Ihre Familien dabei unterstützen, gesund durch die Krise zu kommen und dazu noch diese Krise als Chance für Ihre eigene Gesundheit zu nutzen!
Personalisierte Vorsorge durch genetische Dispositionen
Die Entwicklungen in der Forschung der letzten 20 Jahren haben unser Gesundheitsverständnis grundlegend verändert. Im Jahr 2003 wurden die Ergebnisse des Human Genom Projekts veröffentlicht. Damit wurden die genetischen Grundlagen der Mechanismen unserer Gesundheit und jener von Erkrankungen erfasst. Erkrankungen wurden danach vermehrt auf genetische Mechanismen zurückgeführt. Die darauffolgende Sequenzierung der Genome von tausenden von Menschen mit unterschiedlichen regionalen und ethnischen Hintergrund im Rahmen des “1000 Genom Projekts” führte danach zum Verständnis der individuellen, genetischen Unterschiede, zumeist im Bereich von kleinen Sequenzunterschieden, sogenannter Single Nucleotid Polymorphismen, SNPS. Obwohl diese SNPS nur wenig zur Disposition einzelner Menschen für eine Krankheit oder einen Phänotyp beitragen, wurden sie doch zur Grundlage genetischer Analysen für komplexe Erkrankungen oder Disposition z.B. von metabolischen und Ernährungseigenschaften. Bis heute haben bereits hunderttausende Menschen oftmals kritisch diskutierte genetische „direct to consumer“ Analysen bei Firmen wie 23andme durchführen lassen.
Wissenschaftlich führten diese Erkenntnisse individueller genetischer Dispositionen weg von einem Gesundheitswesen, das sich auf Interventionen nach der Beobachtung der Entwicklung von Krankheitssymptomen konzentrierte, hin zur Entwicklung des Konzepts einer personalisierten präventiven Gesundheitsvorsorge. Die Notwendigkeit einer vorbeugenden persönlichen Gesundheitsvorsorge wurde bereits seit den siebziger Jahren gesehen 1. Dabei werden besonders Biomarker verwendet, die auf die Entwicklung von Krankheiten hinweisen und eine Intervention bereits vor der Entwicklung von Symptomen ermöglichen. Diese vorbeugende, persönliche Gesundheitsvorsorge erfordert die Entwicklung von neuen Analysemethoden und Markern für bevorstehende Krankheiten sowie von personalisierten Präventionsprodukten, die die Ergebnisse analytischer Konzepte berücksichtigen. Änderungen des Lebensstils und der Ernährungsgewohnheiten sowie funktioneller Lebensmittel, Nutraceuticals, sind eine Möglichkeit, diese Erwartungen zu erfüllen.
Precision Nutrition
Im medizinischen Bereich wurde die Berücksichtigung der individuellen Variabilität in Bezug auf Gene, Umwelt und Lebensstil Teil der neuen Präzisionsmedizin bei komplexen Erkrankungen wie Krebsformen oder bei zentralnervösen Erkrankungen. Im Bereich der Ernährung entwickelt sich soeben die Idee einer „precision nutrition“, Präzisionsernährung, welche individuelle, metabolische Charakteristika von Menschen analysiert und persönlich abgestimmte Ernährung oder Nutraceuticals zur Vorbeugung von Erkrankungen, wie COVID-19, empfehlt 2.
Diese Präventionskonzepte gehen Hand in Hand mit dem Ziel des „healthy aging“, gesunden Alterns 3 und wirtschaftlich relevanten Ideen von „longevity“, Langlebigkeit, und Möglichkeiten diese deutlich zu verlängern 4.
Der überwiegenden Nutzung vorwiegend genetischer Daten für eine personalisierte Betrachtung der Gesundheit einzelner Menschen wurde die mangelnde Berücksichtigung der persönlichen, natürlichen und sozialen Umwelt, sowie der Ernährung entgegengehalten. Diese Kritik wurde durch die Erkenntnisse der aufkommenden Epigenetik unterstützt: Die Steuerung der Produktion von Genprodukten durch die epigenetische Regulation wird durch mannigfaltige Signale aus der Umwelt wie Toxine, Stress oder Ernährung beeinflusst 5. Bei monozygoten, d.h. genetisch identen Zwillingen können unterschiedliche Umwelt und Lebensstil durch die epigenetische Steuerung zu völlig anderen Körperformen oder Krankheiten führen. Die Erkenntnisse der aufstreben Epigenetik wurden so auch in die Konzepte der personalisierten Gesundheitsvorsorge integriert.
Precision Medicine
In der Precision Medizin sind epigenetische Marker von zentraler Wichtigkeit, im Bereich der Precision Ernährung wird die Berücksichtigung von epigenetischen Markern wie auch die Berücksichtigung des persönlichen Mikrobioms gefordert 6. Ebenso wird die Vielzahl von Nutriceuticals, welche Mechanismen der epigenetischen Steuerung positiv beeinflussen, vermehrt bei der Gesundheitsvorsorge genutzt. Zuletzt wurde im Rahmen der Bekämpfung der COVID-19 Infektion entdeckt, dass Alterungs-, „Senescence“ Vorgänge von Zellen dieselben Moleküle beeinflusst wie das Andocken des Viruses an Zellen. Epigenetische Pflanzeninhaltsstoffe, welche für die Altersvorsorge entwickelt werden, können so wahrscheinlich auch bei COVID-19 Infektion helfend eingreifen 7 8.
Die Integration genetischer und epigenetischer Konzepte in die individuelle, personalisierte Gesundheitsvorsorge ist damit auch hilfreich für das Verständnis der Salutogenese und der psychischen Gesundheit. Diese konzentriert sich eher auf Faktoren, die die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden unterstützen, als auf Faktoren, die Krankheiten verursachen (Pathogenese).
Insbesondere befasst sich das „salutogene Modell” mit der Beziehung zwischen Gesundheit, Stress und Bewältigung 9,10, wobei das Verständnis molekularer Vorgänge zwischen Genen und Umwelt über die Epigenetik notwendig ist. Das Epigenom wird so oft als ein Schlüsselelement gesehen, um zu verstehen, wie die Entwicklung psychischer Störungen beeinflusst werden kann.
Die Prävention der rasch ansteigenden Zahl von komplexen neurologischen, psychiatrischen, cancerogenen oder metabolischen Erkrankungen in zunehmend jüngerem Lebensalter muss so auch Ziel einer Gesundheitsökonomie sein. (Siehe)
Literatur
- Merchant HW. Personal preventive medicine: a need and a responsibility. J Am Dent Assoc. 1978;97(3):450-452. doi:10.14219/jada.archive.1978.0299
- de Toro-Martín J, Arsenault BJ, Després JP, Vohl MC. Precision nutrition: A review of personalized nutritional approaches for the prevention and management of metabolic syndrome. Nutrients. 2017;9(8). doi:10.3390/nu9080913
- Woo J. How can we achieve healthy aging? Int J Environ Res Public Health. 2017;14(12). doi:10.3390/ijerph14121583
- Dolgin E. Medical Research: Longevity data hint at no natural limit on lifespan. Nature. 2018;559(7712):14-15. doi:10.1038/d41586-018-05582-3
- Haslberger A. Epigenetics and Human Health : Linking Hereditary, Environmental and Nutritional Aspects. Wiley-VCH; 2009.
- Lilja S, Gessner D, Schnitzler C, Stephanou-rieser N. Personalisierte Ernährung und Einteilung / Klassifizierung von me- tabolischen Typen basierend auf genetischen , epigenetischen und mikrobiologischen Analysen Personalized nutrition and classification of metabolic types based on genetics , epigenetics and. 2017;(January).
- Sargiacomo C, Sotgia F, Lisanti MP. COVID-19 and chronological aging: senolytics and other anti-aging drugs for the treatment or prevention of corona virus infection? Aging (Albany NY). 2020;12:1-7. doi:10.18632/aging.103001
- Remely M, Stefanska B, Lovrecic L, Magnet U, Haslberger AG. Nutriepigenomics: The role of nutrition in epigenetic control of human diseases. Curr Opin Clin Nutr Metab Care. 2015;18(4):328-333. doi:10.1097/MCO.0000000000000180
- Lindström B, Eriksson M. Salutogenesis. J Epidemiol Community Health. 2005;59(6):440-442. doi:10.1136/jech.2005.034777
- Lindström B, Eriksson M. The salutogenic approach to the making of HiAP/healthy public policy: Illustrated by a case study. Glob Health Promot. 2009;16(1):17-28. doi:10.1177/1757975908100747
Doz. Dr. Alexander G. Haslberger
Institut für Ernährungswissenschaften Uni Wien
Promovierte Ernährungswissenschaftlerin