Die Aktivität der Verdauung unterliegt ganz stark einer zirkadianen Rhythmik. Die Hauptmahlzeiten sollten morgens und mittags gegessen werden, abends nur leicht und wenig, da die Verdauungsleistung abends deutlich geringer ist und sonst die Regeneration über Nacht wesentlich eingeschränkt wird. Jedes Essen ist Stress, den es zu beantworten gilt. Der kleinste Reiz, der noch eine Reaktion hervorruft, ist der Beste. Der Organismus soll angeregt werden und nicht umgeworfen – was sich in der Ernährung als Gärungs- oder Fäulnisdyspepsie, mit intestinaler Dysbiose und als Enteropathiesyndrom (mit den markanten Mayr-Bäuchen) manifestieren würde.
Mit jeder Nahrung wird Körperfremdes zugeführt, das durch unsere Verdauung soweit adaptiert werden muss, dass unser Immunsystem sich nicht dagegen wehrt. Dafür muss Energie bereitgestellt werden, je weniger für diese Aufgabe zur Verfügung steht, desto schlechter wird das Resultat sein. Eine Sympathikusdominanz stört dabei gewaltig, da geht es um andere Prioritäten.
Wie bei einem guten Trainingsplan geht es um die Kunst der richtigen Dosis, nicht zu stark und nicht zu schwach, das ist das Ziel. Dazu braucht es:
- Bewusstes Wahrnehmen, Essen mit allen Sinnen, das unseren Instinkt schärft.
- Innere Unabhängigkeit und Freiheit, um nicht Kompensationszwängen auf den Leim zu gehen.
- Das Respektieren der eigenen, momentanen Vitalität und Leistungsfähigkeit.
- Das Erkennen der Individualität der Bedürfnisse.
Die Prinzipien der Mayr-Medizin sollen uns auf allen Ebenen genau darin unterstützen:
- Die Schonung eines überforderten Verdauungstraktes und Individuums
- Die Säuberung von krankmachenden und belastenden Substanzen, körperlich wie seelisch
- Die Schulung der Wahrnehmung und Sensibilisierung
- Die Substitution von Fehlendem, soweit möglich.
Das macht die Mayr-Medizin aus, angewandte Physiologie und Salutologie unter Berücksichtigung der Chronobiologie. Das richtige Maß zum richtigen Zeitpunkt.
Erschienen in: 4 Fachleute – 4 Behandlungsstrategien. zkm 2020; 6: 48–49 | © 2020. Thieme